Extremhochwasser in der Riedschwandhöhle im Klein Melchtal

Ein Starkniederschlagsereignis führte in der Riedschwandhöhle, deren vordersten 120 m temporär vollständig unter Wasser gesetzt werden, zu einem bislang nie gemessenen Wasserhöchststand. 50 m Höhle einwärts, wo eine Druckmesssonde installiert ist, betrug der Wasserdruck 6,73 m. Dies ist 3,4 m höher als alle bislang gemessenen Niederschlags- oder Schneeschmelze-Ereignisse. Normalerweise steigt der Wasserdruck auf max. 3,7 m, da das Wasser aus der grossräumigen Horizontalhöhle bei 3,3 m Wassersäule beim Ausgang frei abfliessen kann (und sich dann als spektakulärer Wasserfall in die Tiefe ergiesst. Offenbar war beim jetzigen Starkniederschlag vom 10. Oktober 2011 (siehe auch «Aktuell»-Eintrag bezüglich Karstquellen-Beobachtungen im Raum Engelberg) mit insgesamt 100 l/m2/ Abfluss innerhalb von 12 Stunden die anfallende Wassermenge so hoch, dass der Gangquerschnitt kurz vor dem Höhlenausgang zu klein war, um alles Wasser abfliessen zu lassen. Deshalb stieg in der Höhle der Druck deutlich an. In einer späteren Höhlentour muss geklärt werden, wie stark bzw. wie hoch sich der Rückstau am Ende der temporären Siphonzone ausgewirkt hat. Dort ist ein Notbiwak eingelagert. Es bleibt zu hoffen, dass dieses nicht «geflutet» worden ist.

Der Wassereinbruch erfolgte einmal mehr sehr schnell. Innerhalb max. einer halben Stunde wurde die 120 m lange temporäre Siphonstrecke unter Wasser gesetzt. Sie blieb dann für die nächsten 3 Tage «geflutet».

Neben der Druckmessung wurden auch die Leitfähigkeit und die Wassertemperatur gemessen:  Was die Leitfähigkeit anbelangt, so lag sie vor dem Wassereinbruch konstant bei 290 µS/cm, stieg dann mit dem Eintreffen der ersten Wasserwelle kurzzeitig auf 330 µS/cm an, um danach – noch vor dem Wasserhöchststand –  auf 190 µS/cm abzusinken. Nach der Wasserspitze pendelte sie sich bei 250 µS/cm mit leicht steigender Tendenz ein. Die Wassertemperatur lag vor dem Wassereinbruch bei 5,5 °C, sank im Laufe des schnellen Wassereinbruchs auf 5,0 °C ab, um, mit dem Abklingen der Wasserspitze, langsam auf 6,2 °C anzusteigen (langsamer als der Anstieg der Leitfähigkeit). Dieser Wert verharrte bis zur Auswertung am 15. Oktober und lag somit 5 Tage später noch immer 0,7 °C höher als vor dem Wassereinbruch.

Bildschirmfoto vom Hochwasserereignis am 10. Oktober 2011 in der Riedschwandhöhle. Mit einem Datenlogger werden im 10-Minuten-Takt der Wasserdruck (in rot), die Leitfähigkeit (in grün) und die Wassertemperatur (in blau) aufgezeichnet. Nach dem Starkniederschlag stieg die Wassersäule bei der Messstation 50 m im Höhleninnern 3,4 m über das Abflussniveau am Höhleneingang. Foto: Martin Trüssel

 

Der Eingang der Riedschwandhöhle mit wenig Wasseraustritt bei einem Pegel von 3,4 m (Druckmesssonde 50 m im Höhleninnern montiert). Foto: Martin Trüssel, 31. Mai 2008

 

Plan der Riedschwandhöhle mit der 120 m langen temporären Siphonzone. In Rot ist der Wasserrückstau nach dem Starkniederschlagsereignis vom 10. Oktober markiert. Planbearbeitung: Martin Trüssel, 16. Okt. 2011