Radon-Messungen in ausgewählten (ehemaligen) Kühlhäuschen

Im Jahr 2005 nahme die NeKO-Stiftung die Untersuchung der Kühlhäuschen in Obwalden, Nidwalden und im angrenzenden Seelisberg (UR) auf. Seither konnte ein umfassendes Inventar erstellt werden. Um dem phyikalischen Phänomen des natürlichen Kaltluftaustrittes aus dem Erdboden auf den Grund gehen zu können, läuft bereits seit Jahren in ausgewählten ehemaligen oder sogar noch bestehenden Kühlhäuschen Langzeit-Temperaturmessungen. Begleitend dazu wurde vom Frühjahr bis in den Sommer 2013 in sechs Kühlhäuschen-(Wüstungen) Radonmessungen durchgeführt. Die Ergebnisse sind bemerkenswert (siehe Grafik).

Die Ergebnisse der von der NeKO-Stiftung durchgeführten Radon-Messungen in 6 ausgewählten ehemaligen oder noch bestehenden Kühlhäuschen. «Ausreisser» nach oben sind die beiden Objekte Atzigen/Rengg auf Obwaldner Seite und die sogenannten Cheltilöcher Rüti beim Dürrsee zwischen Emmetten und Seelisberg. Die rote Linie zeigen den Grenzwert und die gelbe Linie den Richtwert, wie sie für bewohnte Häuser in der Schweiz definiert worden sind. Grafik: Martin Trüssel

Radon ist ein farb- und geruchloses, radioaktives, natürlich vorkommendes Edelgas. Radon entsteht durch den Zerfall von Uran, das in allen Gesteinen in geringen Konzentrationen vorhanden ist. Es sammelt sich z.B. in Hohlräumen an, sei dies Bergsturzablagerungen, Felsklüfte, Karstspalten oder offene Poren in Schottern. Jahr für Jahr sterben in der Schweiz Menschen an den Folgen des Radons (Lungenkrebs). Deshalb sind die Behörden bemüht, die Bevölkerungen auf diese Gefahr zu sensibilisieren.

Der Dürrsee 4 Tage nach einem starkniederschlagsbedingten Sommerhochwasser. Die Kantonsstrasse ist noch immer überflutet, sodass die Umleitung nach Seelisberg (einzige Strassenverbindung) auf dem im Bild sichtbaren Feldweg erfolgen muss. Das ehemalige Kühlhäuschen befindet sich im Bereich des roten Kreises. Warum gerade bei diesem Kühlhäuschen ein extrem hoher Radonaustritt erfolgt (2300 Bq/m3), gilt es noch zu klären: Foto: Martin Trüssel, 6. Juni 2013

Eine erste Sichtung der Resultate von den sechs beprobten (ehemaligen) Kühlhäuschen hat kein einheitliches Bild ergeben. Ein Zusammenhang des Radon-Austrittes mit dem Kühlhäuschen-Phänomen lässt sich nicht erkennen. Der Kaltluftaustritt erfolgt aufgrund des meist rel. kleinräumigen, lokalen Unterboden-Klimaregimes in Abhängigkeit von der v.a. winterlichen Aussenwitterung und der Hohlraumstruktur des Untergrundes (Bergsturz, Kluftspaltensystem, Karstsystem), das zum eigentlichen Kaltlauftaustritt führt.

Ein etwa zündholzschachtelgrosses Dösschen, ein sogenanntes Radon-Dosimeter, speichert den Austritt des Radons in der eisigen Luft des ehemaligen Kühlhäuchsens Zingelfluh West bei Seelisberg. Die Messungen erfolgten von Ende April bis Ende Juli 2013. Foto: Martin Trüssel