Ein etwa 3 m grosses «Loch» hoch über dem Eissee am Fuss des Arnihaaggen (zwischen Giswilerstock und Brienzer Rothorn gelegen) ist den einheimischen Älplern und den Jägern sicher bekannt. Um in die Höhle zu gelangen, muss man allerdings drei, vier Meter eine Felswand hochklettern. Deshalb dürfte sie noch kaum erkundet worden sein. Jetzt wurde sie karstkundlich dokumentiert und mit dem Namen «Untere Eiseehöhle» offiziell ins Schweizerische Höhleninventar aufgenommen.
Der geräumige Höhlengang ist zwar schon nach wenigen Metern durch grosse Felsblöcke verstürzt. Er ist ein Relikt einer ehemals grösseren Höhlenausdehnung, längst bevor die Eiszeitgletscher die tiefen Täler zum heutigen Landschaftsbild geprägt haben.
Am Höhleneingang gedeihen über 12 verschiedene Moosarten. Sie lieben das feuchte Höhlenklima. Ihre an die bescheidenen Lichtverhältnisse angepasste Lebensweise macht es möglich, dass sie nicht der Konkurrenz anderer Pflanzenarten ausgesetzt sind. Nur einige Farne haben sich in den Felsritzen festsetzen können.
Im Höhleninnern sind nur wenige Lebewesen der ansonsten typischen Höhlentiere anzutreffen. Wohl deshalb, weil die Höhlenwände im Winter über Monate hinweg gefrieren. Dies geschieht, weil sich am begehbaren Höhlenende offene Spalten zwischen dem Versturz befinden, durch die der Höhlenwind im Winter die eisige Aussenluft anziehen kann. Wie der Name «Untere Eiseehöhle» erahnen lässt, gibt es denn auch eine «Obere Eiseehöhle», die durch einen höher gelegenen Eingang zugänglich ist. Der Höhlenwind zieht durch diese im Berginnern weiter aufwärts (Kamien-Effekt) und erwärmt sich dabei immer mehr, bis er sich der Felstemperatur von rund 3 bis 4 °C angeglichen hat.
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