Nachweis von 5 Karstniveaus in Obwalden und Nidwalden

Über 370 Karsthöhlen sind in den Kantonen Obwalden und Nidwalden inventarisiert. Allein auf der Melchsee-Frutt konnten inzwischen über 58  km Höhlengänge vermessen werden. Durch die damit verbundenen speläologischen Dokumentationsarbeiten unter der Leitung von Martin Trüssel seit 1976 liess sich eine Vielzahl von Beobachtungen insbesondere zur Anlage und zum Verlauf der Karströhren samt deren Morphologie, Sedimentation usw. anstellen.

Aufgrund der im 2013 von Martin Trüssel publizierten Forschungschronik der Obwaldner Karst- und Höhlenforschung «Vom Fuchsloch zur Schrattenhöhle», Bd. 4 und Bd. 5, erteilte die nagra dem Autoren bzw. der NeKO-Stiftung den Auftrag, das bereits vorliegende Wissen thematische zu verdichten. Es ging vorweg darum, von der Karstforschung weitere Informationen zu den eiszeitlichen Taleintiefungsprozessen im Hinblick auf die Langzeitentwicklung des Gebiets Wellenberg zu erhalten.

Klimakurve der letzten 250’000 Jahre (in Blau). Die unterschiedlichen Alter der datierten Tropfsteine sind als farbige Balken dargestellt. Die schwarzen Schrägstriche sind Wachstumsunterbrüche. Grafik: Jens Fohlmeister, Universität Heidelberg, 7. April 2014

 

Beim nun vorliegenden nagra-Arbeitsbericht NAB 14-73 konnte der Nachweis von fünf Karstniveaus in Obwalden und Nidwalden erbracht werden, zeitlich eingegrenzt durch erste radiometrische U/Th-Datierungen von Stalagmiten in den beiden jüngsten fossilen Karstnvieaus. Dabei wurde der Fokus auf die Karstniveaus im Raum Engelbergertal und Melchtal gelegt. Da im Gebiet Melchsee-Frutt die grösste Höhlendichte vorhanden ist und dort sogar verschiedene Karstniveaus miteinander verbunden sind, wurde der Schwerpunkt auf diese Region gelegt. Die Erkenntnisse sind nun im Teil  1 dieses Berichts zusammengetragen.

Typisches Gangprofil für langsam aufwärtsfliessendes Wasser unter voller Wasserfüllung während der Höhlenentstehung. Das Bild zeigt den Hauptgang der Oberen Leiterenhöhle im Graustockkarst (Karstniveau A). Foto: Pankraz Trüssel, 5. August 2009

 

Aufgrund dieses Berichts zeigte sich, dass die Karstniveaus wichtige Fakten zu den Taleintiefungsphasen zumindest über mehrere Eiszeiten liefern können. Unbeantwortet blieben jedoch die Fragen zum Alter der einzelnen Karstniveaus. Der Autor regte dazu an, U/Th-Datierungen von ausgewählten Stalagmiten vorzunehmen, die in den verschiedenen Karstniveaus vorkommen. Mit den radiometrischen Datierungen der Tropfsteinbasis liesse sich das Mindestalter der Karstniveaus eingrenzen, denn die Tropfsteine konnten erst wachsen, nachdem sich die unter phreatischen Bedingungen entstandnenen Karströhren ausgebildet hatten.

Typisches Gangprofil einer grossen Karströhre, die unter voller Wasserfüllung (phreatisch) entstanden ist. Die Bild zeigt die Bobbahn auf 1650 m ü.M. in der Bettenhöhle (Karstniveau C). Foto: Martin Trüssel

 

Aufgesägter Stalagmit aus dem Sektor M6 der Schrattenhöhle (beim Messpunkt M6_107/2). Dieser Stalagmit begann vor 92’000 Jahren zu wachsen. Foto Martin Trüssel, 7. April 2014 (Studioaufnahme)

Aufgrund dieser Überlegungen wurden nach Abschluss des Bericht über die Karstniveaus verschiedene Sinterproben entnommen. Die Proben-Entnahmen beschränkten sich dabei auf das zweitunterste fossile Karstniveau C (1580 bis 1750 m ü.M.) und auf das unterste fossile Karstniveau D (1300 bis 1380 m ü.M.), da gemäss bereits vorliegender Datierungen anzunehmen ist, dass die oberen Karstniveaus älter als die Nachweisgrenze der radiometrischen U/Th-Datierungsmethode sind.

Durch die finanzielle Beteiligung der NeKO-Stiftung konnte von den zu untersuchenden Stalagmiten nicht nur die Basis der Tropfsteine datiert werden, sondern jeweils die wichtigsten visuell sichtbaren Wachstumsveränderungen. Die Resultate und Erkenntnisse über die radiometrischen U/Th-Datierungen wurden in einem Folgebericht zusammengestellt und bilden den Teil  2 des Gesamtberichtes über die Karstniveaus im Engelbergertal und Melchtal (Bestellung bei info@neko.ch, Filegrösse: 80 MB).