Das Mondmilchloch ist seit Jahrhunderten sagenumwoben. Der Zustieg zur Höhle an der Südflanke des Widderfeldes hat Franz Ludwig Pfyffer von Wyher aufgrund seiner offenbar äusserst eindrücklichen Höhlenerkundung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts im «Relief der Urschweiz» eingetragen. Das Relief entstand zwischen 1762 und 1786 im Massstab von ca. 1:11’500.


Am Rand des kleinen Höhlenbachs befinden sich noch heute Hölzer, die zur Überwindung der kleinen Wasserfallstufen genutzt worden sind und z.T. noch benutzt werden. Eine Altersdatierung hat ergeben, dass diese Hölzer im 18. Jahrhundert geschlagen worden sind. Wahrscheinlich sind es Zeitzeugen aus der schriftlich dokumentierten Höhlenerkundung durch Franz Ludwig Pfyffer im Jahr 1756.

130 Jahre nach Pfyffers Höhlenerkundung hat Ferdinand Schär für den SAC Pilatus die Höhle dokumentiert und einen Längsschnitt gezeichnet. Es ist einer der ältesten Höhlenpläne mit beeindruckend hoher Genauigkeit hinsichtlich Ausdehnung und Volumen.

Zahlreiche Sagen ranken um den Pilatus mit seinen Drachen, die im Mondmilchloch gehaust haben sollen. Es gibt am Pilatus nur wenige Höhlen. Das Mondmilchloch ist jenes, das am einfachsten zugänglich ist und durch seine grosse Eingangshalle und dem weiterführenden Wasserlauf so manchen Verwegenen auf der Suche nach Mondmilch, die 1555 durch Conrad Gesner bekannt geworden ist, angelockt hat.

Buchtipp: «Pilatus. Eine sagenumwobene Natur- und Kulturgeschichte», Janine Heini, 2015 (2. Auflage), Verlag Pro Libro, Luzern. ISBN 978-3-905927-37-5.
Kein Berg hat in der Beurteilung und im Empfinden der Menschen im Laufe der Zeit tiefergehende Wandlungen erfahren als der Pilatus. Janine Heini hat im Rahmen ihrer Maturaarbeit dessen Bedeutung für die Kultur- und Naturgeschichte und für die Entstehung der Kenntnisse über die Alpen untersucht und beschreibt den Wandel vom einstigen Schrecken hin zur Faszination. Von der Stiftung Schweizer Jugend forscht wurde die Autorin für ihre Arbeit mit dem Prädikat «hervorragend» ausgezeichnet und sie erhielt den Sonderpreis des Eidg. Departements des Inneren (EDI).