Dem dritten fossilen Karstwasser-Niveau der Bettenhöhle auf der Spur

Nachdem an der Weihnachtsexpedition 2011 auf dem permanent aktiven Höhlenbach in der „Schöllenen“ auf minus 804 m an einem unüberwindbaren Siphon der bislang tiefste Punkt der Bettenhöhle (Melchsee-Frutt/Kerns) erreicht worden war, begab sich vom 9. bis 12. März 2012 ein Dreierteam erneut ins Tiefsystem der Bettenhöhle. Schon bei der ersten Schlotkletterei in der „Schöllenen“ erreichten sie einen fossilphreatischen Urgang, den sie auf einer Länge von  einem Viertelkilometer erkunden konnten. Hinzu kamen weitere Seitengänge, sodass mit 558 m neu vermessenen Gängen die Bettenhöhle aktuell eine Gesamtlänge von über 27 km hat.

Die Entdeckung der neuen Gänge sind von grösserer Bedeutung, da es sich um ein Ursystem handelt. Die auf und ab pendelnden Gangverläufe weisen auf einen ehemaligen Karstwasserspiegel hin, der nach aktuellen Erkenntnissen auf 1350 m ü.M. beginnt und mindestens auf 1300 m ü.M. hinunter reicht. Der vorläufige Vorstossendpunkt im Hauptganges („Schöllenen-Urgang“) befindet sich unterhalb eines 10 m senkrechten Gangaufstiegs (Schlot), in dem das Wasser bei der rimären Höhlenentstehung aufwärts geflossen ist. Ein gut spürbarer Luftzug lässt eine offene Fortsetzung in ein noch unbekanntes Höhlensystem schliessen.

Bei dem neu entdeckten mutmasslichen fossilen Karstwasserspiegel handelt es sich bereits um den dritten, der in der Bettenhöhle nachgewiesen werden kann. Das oberste und älteste Niveau liegt auf 1950 bis 2020 m ü.M., das zweite und weitaus ausgedehnterer erstreckt sich von 1750 bis 1620 m – und kann in der Bettenhöhle auf einer Distanz von über 1 km in verschiedenen Horizontalgängen erkundet werden. Das dritte und zugleich jüngste liegt wie erwähnt um 1300 m ü.M., wobei dessen Ausdehnung noch weitgehend unbekannt ist. Bemerkenswert sind die unterschiedlichen Fliessrichtungen in den ehemaligen Karstwasserniveaus: Auf 1950 bis 2020 m ü.M. floss das Karstwasser von Ost nach West, auf 1750 bis 1620 von Südwest nach Nordost und jenes auf 1300 m ü.M. voraussichtlich von Südost nach Nordwest, was auch der heutigen Hauptentwässerungsrichtung der aktiven Höhlenbäche entspricht.

3D-Darstellung der Bettenhöhle bei einer Gesamtlänge von 27 km und einer Höhendifferenz von 804 m. Eingetragen sind die ehemaligen, inzwischen längst fossilen Karstwasserniveaus und die heutigen permanent fliessenden Höhlenbäche. Plan: Martin Trüssel