Spezielle Knochen- und Holzfunde im Tiefsystem der Bettenhöhle

Auf 1300 m ü.M. – mit 300 m direkter Felsüberdeckung  und über 1 km vom nächsten bekannten Höhleneingang entfernt – wurden anlässlich der Weihnachtsexpedition 2011 im Schöllenendom der Bettenhöhle (Melchsee-Frutt/Kerns) zwei Holzstücke und ein Tierknochen gefunden. Die Untersuchungen von Werner H. Schoch (Labor für Quartäre Hölzer, Langanu a.A.) und Werner Müller (Laboratiore d’archéozoologie, Neuchâtel) haben ergeben, dass es sich beim Knochen um ein Individuum eines Vogels im Nestalter (in der Grösse einer Amsel) handelt und bei den Holzstückchen um Picea abies (Fichte).

Es ist davon auszugehen, dass diese Fundstücke durch einen Höhlenbach in den bislang bekannten tiefsten Teil der Höhle geschwemmt worden sind. Aufgrund ihres geringen Eigengewichts sind sie wohl auf dem Wasser oben aufgeschwommen, sodass sie erstaunlich unbeschädigt über eine grosse Höhlenstrecke transportiert werden konnten. Weil an der Fundstelle keine Lehmablagerungen vorzufinden sind und die Funde rund 5 cm unter Geröll und Sand gelegen haben, muss die Überflutung vor unschätzbar langer Zeit stattgefunden haben.

So unauffällig und klein die Fundstücke auch sind, sie können einen entscheidenden Hinweis auf die zeitliche Eingrenzung der Höhlenentwicklung geben, indem ihr Alter bestimmt wird. Die NeKO-Stiftung wird nun nach der vorliegenden Bestimmung der Fundstücke die nötigen Kontakte knüpfen und eine C14- oder evtl. U-Th-Datierung veranlassen. Die Entscheidung, welche Datierung gewählt werden soll, ist nicht einfach, weil sich auch von den Spezialisten nicht abschätzen lässt, wie alt die Fundstücke in etwa sein könnten, die Datierungsgrenze von C14 aber bei max. 50’000 Jahre liegt und sich Uranium-Thorium-Methode nur für hohe Alter eignet.

Vogelknochenfund (oben) und Holzfunde (unten) im Schöllenen-Dom der Bettenhöhle, Melchsee-Frutt. Ihr Alter soll datiert werden, um die bislang unbekannte Höhlenentwicklung zeitlich einordnen zu können. Foto: Martin Trüssel